Suche
Finden

Die Macht der Bilder oder unsere Verantwortung als Filmemacher

Meine Sicht
02.06.2021
Von Marius
3 min Lesezeit

Seit es uns Menschen gibt, kommunizieren wir miteinander. Mit Sprache, Mimik und Gestik, aber immer mehr auch mit Bild und Ton. Dass mit dem Erstellen solcher Inhalte eine Verantwortung verknüpft ist, wird oft vergessen.

Ganz viele Entscheidungen ein Ziel

Mit unserer Tätigkeit als Kommunikationsmenschen, Konzeptionsentwickler und Filmemacher helfen wir Unternehmen, ihre Geschichte zu erzählen, Menschen ihre Gedanken zu teilen oder Ideen und Überzeugungen zu verbreiten.

Oft findet dabei ein Übersetzungsprozess von der Idee oder Vorstellung unseres Kunden in die Kamera und Bildwelt von uns statt. Wie könnte die Botschaft in eine Geschichte verpackt werden? Welche Bilder brauchen wir, um die richtigen Signale zu senden? Wie können Produkte im richtigen Licht und Kontext gezeigt werden? Wie muss die Musik klingen? Das Model aussehen? Der Schnitt sein? Es gibt Hunderte Faktoren und Entscheidungen, die man als Bewegtbildagentur oder Filmemacher treffen muss bei der Realisierung eines Projekts. Und jede einzelne dieser Entscheidungen sollte im Idealfall auf die Botschaft einzahlen, die man mit dem Clip erreichen will. Sobald auch nur ein Faktor vom Gesamtbild abweicht, wird man als Zuschauer stutzig. Stimmen aber alle Faktoren überein, entsteht ein sehr starkes und klares Bild beim Betrachter, dass keine Zweifel offenlässt.

Was ist schon Realität?

Was aber sehr häufig vergessen geht, ist, dass man mit jeder Entscheidung, die man trifft, die Realität ein klein wenig manipuliert. Etwas zeigen heisst auch immer, etwas anderes absichtlich nicht zu zeigen. Mein Anspruch als Filmemacher ist es, möglichst realitätsgetreu zu bleiben. Dinge, Abläufe und Prozesse so zu zeigen, wie sie richtig sind. Situationen und Handlungen sollten, auch wenn sie gestellt sind, realitätsgetreu sein.

Natürlich versuche ich die Realität so schön und spannend wie möglich einzufangen. Was gibt es für spannende Winkel? Wie könnte man das Licht einsetzen, um dem Bild noch mehr Ausdruck zu verleihen? Mit welcher Optik könnte man den Raum schön wirken lassen?

Meiner Meinung nach ist genau dieser Prozess das Spannende an meiner Arbeit. Es ist fast schon eine Challenge, die Welt von anderen Leuten so einzufangen, wie sie sie noch nie gesehen haben.

Ein sorgfältiger Prozess

In der Postproduction ist meist Fingerspitzen Gefühl gefragt, um aus dem Materialrohling einen Diamanten zu schleifen. Es ist eine sehr feine Linie, nur ein Wort aus einem Satz entfernen und schon kann die Aussage einer Person eine komplett andere sein. Die Kunst ist eine interviewte Person so natürlich und kompetent wie möglich wirken zu lassen, ohne dabei aber den Kerngedanken einer Aussage oder den Charakter einer Person zu verfälschen.

Und was hat das alles mit Verantwortung zu tun?

Wir sind in einer Gatekeeper Rolle, ob wir wollen oder nicht. Wir entscheiden darüber, wem wir mit unseren Skills zu einem breiteren Publikum verhelfen wollen. Wir haben die Chance, Leuten, Unternehmen oder Ideen ein Sprachrohr zu bieten. Das ist wahnsinnig befriedigend und inspirierend, wenn man durch das Produzieren eines Videos einem Unternehmen helfen kann bspw. ein neues Produkt zu lancieren. Das ist der Reiz, der Lohn und nicht selten auch der schönste Teil meiner Arbeit. Zu sehen, wie andere auf deine Arbeit reagieren. Auszuwerten, wie gut dein ursprünglicher Plan deine Botschaft beim Betrachter ankommt.

Aus meiner Sicht sind unsere Skills aber eben auch mit einer Verantwortung verbunden. Und das, behaupte ich zumindest, sind sich sehr viele Leute in unserer Branche nicht bewusst. Dabei geht es mir nicht darum zu sagen, was gut und was schlecht ist, es geht viel mehr darum, Entscheidungen bewusst zu fällen, sich der Konsequenzen bewusst zu sein und zu versuchen, verschiedene Sichtweisen zu berücksichtigen.

Bilder haben eine wahnsinnige Kraft. Gerade wenn Geschichten richtig gut erzählt sind und alle Faktoren, Bildsprache, Musik, Farben wie aus einem Guss kommen. Sie lassen uns glauben, alles zu wissen und nichts hinterfragen zu müssen.

Ich persönlich habe den Anspruch, Leuten möglichst die Realität zu zeigen und sie nicht hinters Licht zu führen. Das setzt voraus, dass man seinen Kunden kennt, versteht, wie die Prozesse und Abläufe funktionieren. Das man sich kritisch auseinandersetzt mit dem Projekt auch mal innehaltet, einen Schritt zurückmacht und sich fragt, wie könnte das auf jemanden wirken. Das setzt aber auch voraus, mit dem nötigen Fingerspitzen Gefühl in der Postproduction vorzugehen, die richtigen Entscheidungen zu treffen, um die richtige Aussage, das richtige Gefühl zu transportieren. Am allerwichtigsten ist es aber, sich der Verantwortung bewusst zu sein.

Vorheriger ArtikelWie weniger Möglichkeiten mehr ermöglichen Nächster ArtikelEin wertvolles Netzwerk von Menschen